4 Globale Perspektive: Tansania

Die Serengeti bei Sonnenuntergang. Im Vordergrund ein einzelner Baum, dahinter weite Steppe. Am weit entfernten Horizont sind Berge zu sehen.
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Urheber: Hu Chen

https://unsplash.com/photos/60XLoOgwkfA

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4 Globale Perspektive: Tansania

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Nun haben wir uns dem Thema Behinderung in Deutschland genähert. Doch die Welt ist nicht gleich. Nicht einmal innerhalb eines Landes. Und doch (oder gerade deswegen) lohnt sich ein Blick über unseren Alltag hinaus. Und das wollen wir jetzt gemeinsam tun: Wir wollen uns anschauen, wie Menschen in Tansania – einem Land im Osten Afrikas – mit dem Thema Behinderung konfrontiert sind und wie sie damit umgehen.

4.1 Willkommen in Tansania

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In dieser Galerie findet ihr ganz unterschiedliche Informationen rund um das Land Tansania, seine Kultur, Menschen und Traditionen. Schaut sie euch an – am Ende wartet ein kleines Quiz.

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4.2 Gesellschaftliche Barrieren

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Oft wird Behinderung als menschliches Phänomen gedacht: Menschen haben eine Behinderung, so die Annahme. Doch das öffentliche Leben ist oftmals für Menschen ohne Behinderung ausgelegt – Menschen mit Behinderung werden in ihren Bedürfnissen und Rechten häufig vernachlässigt.

Die interaktive Karte zeigt ein tansanisches Dorf. Schaut euch einmal um: Was könnt ihr alles entdecken? Welche Bereiche des alltäglichen Lebens gibt es? Bearbeitet anschließend die Aufgaben 1a–1c.

Hinweis: Du kannst die Karte auch vergrößern. Wähle dazu das Symbol ⛶.

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Aufgabe 1a 1b 1c

Aufgabe 1a – Der Ist-Zustand

Die Icons der fĂĽnf Bereiche nebeneinander: Infrastruktur, Gesundheit, Bildung, Kommunikation und Einstellung.
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© Digitale Lernwelten

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Bereiche, in denen Menschen mit Behinderung auf gesellschaftliche Barrieren treffen.

Findet euch in Gruppen zusammen und sucht euch einen der folgenden Bereiche aus der Karte aus:

  • Infrastruktur
  • Gesundheitsversorgung
  • Bildung
  • Kommunikation und Information

Beschreibt anschließend: Wie sieht der Ist-Zustand in diesem Bereich aus? Erläutert auch die Auswirkungen für das Leben von Menschen mit einer Behinderung. Gibt es hier spezifische Herausforderungen?

Aufgabe 1b – Veränderung ist möglich

Was für Möglichkeiten gibt es, damit dieser Bereich auch für Menschen mit Behinderung besser genutzt werden kann? Überlegt euch zwei Punkte.

Aufgabe 1c – Mindmap

Besprecht eure Ideen in der Klasse und erstellt gemeinsam eine Mindmap. Jede Gruppe trägt dazu eine ihrer Ideen ein (entweder analog an der Tafel oder digital).

Hinweis: Für die Erstellung einer digitalen Mindmap empfehlen wir https://webwhiteboard.com/. Eine kurze Anleitung findest du im Aufklappkasten unten. (Natürlich könnt ihr auch jedes andere Tool verwenden.)

Aufgabe 1a 1b 1c
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Anleitung

Verwendung von Web Whiteboard

Webwhiteboard.com ist ein kollaboratives Whiteboard-Tool von Miro.com. Wenn du schon einmal mit Miro gearbeitet hast, sollte dir die Bedienung also direkt vertraut vorkommen.

Im Gegensatz zu Miro ist für Web Whiteboard keine Anmeldung erforderlich – dafür ist dein Board allerdings auch nur für 24 Stunden verfügbar. Aber keine Sorge: Du kannst dein Ergebnis als Bild oder PDF herunterladen.

Beispielszene von webwhiteboard.com. Auf dem Board ist eine Mindmap zu sehen. Links ist eine MenĂĽleiste mit verschiedenen Werkzeugen.
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Mindmaps mit Web Whiteboard erstellen.

Am linken Bildschirmrand siehst du eine Menüleiste mit verschiedenen Werkzeugen. Wenn du den Cursor ausgewählt hast, kannst du dich auf dem Board bewegen:

  • Linksklick, um eines oder mehrere Elemente auszuwählen, gedrĂĽckt halten zum Verschieben
  • Rechtsklick auf ein Element, um das KontextmenĂĽ zu öffnen (z. B. um Elemente zu duplizieren oder zu löschen)
  • Rechte oder mittlere Maustaste gedrĂĽckt halten und die Maus bewegen, um sich auf dem Board zu bewegen (oder ĂĽber die Scrollbalken am Bildschirmrand)
  • Mausrad fĂĽr Zoom (oder ĂĽber das „-“ und „+“ in der unteren rechten Bildschirmecke)

Mit dem Stift-Werkzeug kannst du freihändig auf dem Board zeichnen und schreiben. Oder du ziehst Post-its, Texte, verschiedene Formen und Pfeile auf das Board, um diese beliebig anzuordnen und zu verbinden.

Beispielszene von webwhiteboard.com: Es wurde ein gelbes Quadrat mit abgerundeten Ecken und schwarzer Kontur erstellt, in der Mitte steht ein Text. Wenn das Quadrat ausgewählt wird, erscheint eine Leiste, mit der die Eigenschaften (Form, Farbe, Schriftgröße usw.) des Elements verändert werden können.
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Element auswählen, um seine Eigenschaften zu verändern

Wenn du ein Element anklickst, taucht eine Leiste auf, mit der du die Eigenschaften des Elements verändern kannst – z. B. die Form verändern, Text hinzufügen, Schriftart, -größe und -ausrichtung anpassen sowie Schrift-, Rand- und Füllfarbe festlegen. 

Beispielszene von webwhiteboard.com: Links ein gelbes Quadrat mit Text, rechts ein grüner Kreis mit Text. Die Formen wurden mit einem Pfeil verbunden, dieser ist hellblau und gestrichelt. Wenn der Pfeil ausgewählt wird, können diese Eigenschaften verändert werden.
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Elemente können miteinander verbunden werden

Hast du ein Element ausgewählt, kannst du es rotieren und seine Größe verändern. Oder du wählst einen der Punkte an den Kanten, um einen Pfeil zu erstellen und das Element mit einem anderen zu verbinden. Auch den Pfeil kannst du verändern (z. B. gestrichelte oder gepunktete Linien einstellen, zwischen verschiedenen Farben wählen oder Text auf dem Pfeil hinzufügen).

Wenn du oben rechts auf „Share“ klickst, kannst du den Link kopieren und mit anderen Personen teilen, um gemeinsam an demselben Board zu arbeiten.

Oben links findest du einen Button, mit dem du das Board exportieren kannst. Klicke hier entweder auf „image“ oder „PDF“, um dein Ergebnis herunterzuladen.

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Aufgabe 1d – Wir und die Anderen

Icon Einstellung: Ein Kopf, im Kopf befindet sich ein Zahnrad
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Schaut euch nun gemeinsam den Punkt „Einstellung“ an.

Beschreibt auch hier den Ist-Zustand: Wie reagiert Geoffreys direktes Umfeld auf seine Behinderung? Erarbeitet anschließend gemeinsam Ideen, wie diese Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung verändert werden können.

4.3 Barrierefreiheit verwirklichen

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Nachdem ihr nun selbst überlegt habt, wie verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens besser zugänglich für Menschen mit und ohne Behinderung gemacht werden können, schauen wir uns an, wie diese Möglichkeiten von Barrierefreiheit bisher verwirklicht wurden – in Deutschland und Tansania.

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Urheber: Vidar Nordli-Mathisen

https://unsplash.com/photos/kxychmHK3e4

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Barrierefreiheit: Das bedeutet Rampen fĂĽr Rollstuhlfahrer, aber auch noch so viel mehr!

Definition „Barrierefreiheit“

Dieses Wort kennen wir vor allem für die Inklusion von Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern in Gebäuden: Gemeint sind hierbei Rampen oder funktionierende Aufzüge, um von einem Stockwerk ins nächste zu kommen. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, um das alltägliche Leben so barrierefrei wie möglich zu machen! Aktion Mensch formuliert Barrierefreiheit so:

„Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind.“1

Klicke dich nun durch den Tab-Kasten und schau dir an, wie Barrierefreiheit so verwirklicht werden kann.

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Infrastruktur Kommunikation Gesundheitsversorgung Bildung Einstellung
Icon Infrastruktur: ein Auto und ein Gebäude
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Barrierefreiheit: Infrastruktur

Wie gestalte ich unsere Umgebung barrierefrei? Der Architekt Dirk Michalski beantwortet diese Frage so:

Ein Architekt erklärt den Begriff der Barrierefreiheit.
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Foto eines Bahnsteiges, links der Wagon eines Zuges. Auf dem Bahnsteig sind weiße leitstreifen mit einem genoppten Bodenprofil, sodass sich blinde Personen daran orientieren können.
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Urheber: Peter van der Meulen

https://unsplash.com/photos/CoceYSdyVwk

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An Bahnsteigen befinden sich sogenannte Leitstreifen. Das sind Linien am Boden, die sich taktil (fĂĽhlbar) und optisch von der Umgebung abgrenzen, z. B. durch ein geriffeltes Bodenprofil. Diese Linien helfen Menschen mit Sehbehinderung bei der Orientierung.
Knöpfe mit Zahlen für die unterschiedlichen Etagen in einem Aufzug. Unterhalb der Zahlen befinden sich auf den Knöpfen Braille-Zeichen, sodass auch blinde Personen die Zahlen ertasten können.
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Urheber: Arisa Chattasa

https://unsplash.com/s/photos/train-station

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In vielen Aufzügen befinden sich auf den Knöpfen nicht nur Zahlen, sondern auch Braille-Zeichen, sodass Menschen mit einer Sehbehinderung die Zahlen ertasten können. Viele moderne Aufzüge haben zudem eine Sprachausgabe, um die Etage zu nennen, in der sich der Aufzug gerade befindet und anzukündigen, wenn sich die Türen öffnen oder schließen.
Eine Rollstuhlfahrerin in einer Dusche. Die Dusche ist ebenerdig, sodass die Person problemlos mit dem Rollstuhl in die Dusche fahren kann.
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Urheber: CDC

https://unsplash.com/photos/CdByEuLxgMU

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Bodengleiche Duschen erleichtern Menschen im Rollstuhl die Benutzung. Diese haben keine Duschwanne, sondern sind komplett ebenerdig, sodass die Person mit dem Rollstuhl in die Dusche fahren kann.
Ein Mann in einem Rollstuhl auf einer unbefestigten Straße. Der Rollstuhl hat nur drei Räder. Das Vorderrad ist mit einem Lenker verbunden. Die beiden Enden der Lenkstangen sind Kurbeln - ähnlich zu Fahrradpedalen - nur dass sie mit den Armen bedient werden können.
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Urheber: Amuzujoe

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Man_in_a_WheelChair.jpg

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Im Globalen Süden, wie z. B. auch in Tansania, sieht man häufig Rollstühle, die nur drei Räder haben. Dadurch sind die Rollstühle wendiger und die Fortbewegung auf unebenen Untergründen sowie unbefestigten Straßen fällt etwas leichter.
Icon Kommunikation & Information: zwei Sprechblasen
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Barrierefreiheit: Kommunikation/Information

Die Umsetzung inklusiver Kommunikation steht in Tansania erst am Anfang. Vor allem auf dem Land erhalten Menschen mit Sinnesbehinderungen kaum Fördermöglichkeiten, um miteinander kommunizieren zu können. Auch weil zum Beispiel viel zu wenige Lehrkräfte Gebärdensprache können, werden Kinder mit einer Hörbehinderung oftmals im Unterricht außen vor gelassen.

Mithilfe der Gebärdensprache können nicht nur Menschen mit Gehörlosigkeit miteinander in Kontakt treten, sondern auch Menschen mit und Menschen ohne eine Behinderung.

Darüber hinaus gibt es noch viele Möglichkeiten, um Menschen mit Behinderung Kommunikation zu vereinfachen oder überhaupt zu ermöglichen, unter anderem:

  1. Die Blinden- oder Brailleschrift
  2. Sprachansagen oder Audiospuren für Menschen mit Hörbehinderung
  3. Information in Leichter Sprache fĂĽr Menschen mit kognitiven Schwierigkeiten oder geistiger Behinderung
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Süddeutsche Zeitung, Video von Franziska von Malsen

Icon Gesundheitsversorgung: ein Herz mit einem Plus in der Mitte
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Barrierefreiheit: Gesundheitsversorgung

Im Video erhältst du einen Eindruck der Gesundheitsversorgung auf dem Land in Tansania.

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Gesundheitsversorgung in Tansania: Kurzreportage des BR

Darüber hinaus müssen die Menschen lange Wege zu den Krankenhäusern oder Gesundheitsstationen zurücklegen, was vor allem für Menschen mit Behinderung mit viel Aufwand verbunden ist. Barrierefrei wäre hier, eine Unterstützung anzubieten, zum Beispiel Fahrhilfen. Ein weiteres Problem ist, dass die allermeisten Ärztinnen und Ärzte z. B. keine Gebärdensprache können, sodass die Menschen mit einer Hörbehinderung de facto eine schlechtere Versorgung bekommen, da sie gar nicht sagen können, was ihnen fehlt.

Icon Bildung: ein Doktorhut
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Barrierefreiheit: Bildung/Bildungswesen

Kinder mit Behinderung werden häufig abgewertet und als lernunfähig dargestellt – und so selten ermutigt, zur Schule zu gehen. Im Bereich der Schule sprechen wir nicht nur von Barrierefreiheit, sondern auch von Inklusion.

Doch was heiĂźt hier eigentlich Inklusion? Die folgende Beschreibung zeigt eine Definition fĂĽr Deutschland:

„Inklusion meint, dass alle Kinder und Jugendlichen von Anfang an – unabhängig davon, unter welchen Bedingungen sie aufwachsen – ein umfassendes Recht auf Bildung, auf soziale und gesellschaftliche Partizipation haben. Zur Durchsetzung dieses Rechts haben sie Anspruch auf Unterstützung. Diese Unterstützung ist so anzulegen, dass Kinder und Jugendliche nicht von ihren Altersgleichen getrennt werden, sondern sich mit ihnen gemeinsam, verankert in ihrer Generation entwickeln können. In inklusiven Bildungseinrichtungen können sie von Anfang an miteinander lernen.“2

Es geht also nicht nur darum, allen Kindern und Jugendlichen – ob mit oder ohne Behinderung – eine gute Bildung zu ermöglichen, sondern auch gemeinsam zu lernen, zu wachsen, das Leben gemeinsam zu gestalten. Auch in Tansania gibt es sogenannte Inklusionsklassen – die werden wir im 5. Kapitel kennenlernen.

Icon Einstellung: Ein Kopf, im Kopf befindet sich ein Zahnrad
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Das, was Menschen ohne Behinderung ĂĽber Menschen mit Behinderung denken, beeinflusst auch, wie sie sich gegenĂĽber ihnen verhalten oder welche Fragen sie stellen. Doch was ist das Schlimme daran, wenn jemand "nur helfen" will?

Schaut euch das Video von „Aktion Mensch“ an und diskutiert, was Menschen mit Behinderung an diesen Situationen stört. Vergleicht auch, wie ihr in diesen Situationen reagieren würdet.

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Infrastruktur Kommunikation Gesundheitsversorgung Bildung Einstellung
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Aufgabe 2

Erweitert eure Mindmap fĂĽr jeden Bereich um jeweils eine weitere Idee fĂĽr mehr Barrierefreiheit.

Hinweis: Wenn es euch schwerfällt, weitere Ideen zu finden, überlegt zuerst, was weitere Probleme oder Herausforderungen für Menschen mit Behinderung sein könnten. Versucht anschließend Ideen zu finden, wie diese Probleme gelöst oder beseitigt werden können.

4.4 Armut und Behinderung

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Ihr konntet Einblick in einzelne Bereiche des Lebens aus der Perspektive von Menschen mit Behinderung gewinnen. Zudem habt ihr verschiedene Optionen für eine verbesserte Barrierefreiheit kennengelernt. 

Nun stellt sich die Frage: Wie hängt das alles zusammen? Schaut euch das Video an und bearbeitet anschließend die Fragen.

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Erklärvideo: Armut und Behinderung
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© Digitale Lernwelten

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Aufgabe 3

Schaut euch das Video an und beantwortet anschließend folgende Fragen. Bei Frage 2 könnt ihr zwischen a) und b) wählen.

1. Nennt die Beispiele für Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung, die im Video genannt wurden. Was sind mögliche Auswirkungen davon?

2a. „Wer arm ist, hat ein höheres Risiko, eine Behinderung zu bekommen. Und wer eine Behinderung hat, ist häufiger von Armut betroffen.“ Erklärt euch gegenseitig dieses Zitat. Nutzt dafür den Kreislauf im Video ab Min. 2:50. 

2b. Wie viele Kinder mit Behinderung gehen in Tansania zur Schule? Wie viele machen einen Abschluss und welchen? Was hat das fĂĽr Auswirkungen auf ihren Lebensweg? (Hilfe findest du in der interaktiven Karte bei 'Bildung')


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Zusammenfassung

4.1 Tansania: Einblick in Land & Leben

Zwei Menschen in Tansania in traditioneller Kleidung auf dem Land. Sie transportieren Wasser in großen Plastikbehältern mithilfe von Eseln. Im Hintergrund stehen einige Esel unter einem Baum.
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© Missio

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Die meisten Menschen in Tansania leben auf dem Land.

Tansania ist ein großes Land mit einer jungen, schnell wachsenden Bevölkerung. Es gibt regionale, kulturelle, religiöse und sprachliche Unterschiede.

Ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land – aufgrund der Größe ist dieses dennoch nur dünn besiedelt, die Infrastruktur ist in einem schlechten Zustand und der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung häufig schwierig.

4.2 Gesellschaftliche Barrieren

Menschen mit Behinderung können in allen gesellschaftlichen Bereichen auf Barrieren treffen.

  • Infrastruktur: z. B. Treppen oder unbefestigte StraĂźen
  • Kommunikation und Information: z. B. fehlende Untertitel oder zu wenige Menschen (v. a. Lehrkräfte), die die Gebärdensprache beherrschen
  • Gesundheitsversorgung: z. B. fehlende AusrĂĽstung und Medikamente, mangelnde Hygiene, Unter- oder Mangelernährung (fĂĽhren häufig erst zu Behinderung)
  • Bildung: z. B. Ausgrenzung von Kindern mit Behinderung, Abwertung und kein Zugang zu Schulen und Bildungsangeboten
  • Einstellung: Barrieren in unseren Köpfen – also was wir ĂĽber Menschen mit Behinderung denken und wie wir uns ihnen gegenĂĽber verhalten

4.3 Barrierefreiheit verwirklichen

Für jeden gesellschaftlichen Bereich gibt es zum Glück auch Möglichkeiten, wie Barrieren abgebaut werden können und Barrierefreiheit verwirklicht werden kann.

  • Infrastruktur: Umgebungen barrierefrei gestalten: Rampen fĂĽr Treppen, Leitlinien an Bahnhöfen, bodengleiche Duschen usw.
  • Kommunikation: Brailleschrift, zusätzliche Audiospuren und Untertitel, Gebärdensprache, aber auch technische Hilfsmittel (siehe Kapitel 3)
  • Gesundheitsversorgung: Ausbau der Gesundheitsversorgung, v. a. auf dem Land, Anbieten zusätzlicher Transport- und Kommunikationshilfen
  • Bildung: Kindern mit Behinderung die Teilnahme am Unterricht erleichtern (inklusiver Unterricht), Lehrpersonal schulen
  • Einstellung: Barrieren in unseren Köpfen abbauen, mit Vorurteilen aufräumen und Menschen mit Behinderung als gleichwertig betrachten

4.4 Armut und Behinderung

Kreislauf: Ausgrenzung fĂĽhrt zu keine keine Schule und Ausbildung. FĂĽhrt zu keinen Job. FĂĽhrt zu Armut. FĂĽhrt zu Behinderung. FĂĽhrt wieder zu Ausgrenzung.
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© Missio, Digitale Lernwelten

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Aus der Wechselwirkung von Armut und Behinderung entsteht ein Kreislauf.

Wer arm ist, hat ein höheres Risiko, eine Behinderung zu erleiden (aufgrund von Unterernährung, unbehandelten Krankheiten und fehlendem Zugang zum Gesundheitssystem). Gleichwohl sind Menschen mit Behinderung deutlich häufiger von Armut betroffen, da sie schlechtere Bildungs- und Arbeitschancen haben.

Daraus entsteht ein Kreislauf. Diesen zu durchbrechen ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft (und somit des Staates), indem wir die Barrieren in unseren Köpfen abbauen und somit keine physischen Barrieren mehr errichten. Wenn das passiert, nennen wir das Inklusion: Menschen mit Behinderung werden in die Gesellschaft einbezogen und akzeptiert, erhalten die gleichen Rechte und Chancen.